Milton Erickson und die traditionelle Hypnose

Als Begründer der modernen Hypnotherapie ist der amerikanische Arzt und Psychotherapeut Milton H. Erickson allgemein anerkannt. Er war neben bekannten Größen wie Fritz Perls, Virginia Satir und Carl Rogers einer der erfolgreichsten Therapeuten des 20. Jahrhunderts. 

Erickson besaß er eine enorme Menschenkenntnis und eine Beobachtungsgabe, die ihresgleichen sucht! Ericksons Ansatz, für den er besonders bekannt wurde, unterscheidet sich ganz grundsätzlich von den bis dahin bekannten und praktizierten Methoden der Hypnose. Die frühere Hypnose arbeitete ausschließlich autoritär und direktiv. Es lässt sich leicht denken, dass es viele Menschen gibt, die bei dieser Methode Widerstände haben und sich gar nichts sagen lassen. – Da funktioniert das halt nicht. Erickson entwickelte indirekte und permissivere Methoden, die viel feinfühliger und subtiler sind uns sich immer an den jeweiligen Eigenarten und Bedürfnissen des jeweiligen Klienten orientieren.

Vielen Menschen ist ausschließlich dieser permissive, indirekte Ansatz Ericksons bekannt. Dabei wird oft vergessen, dass Erickson neben dieser Art zu arbeiten auch sehr direkt und autoritär sein konnte. Er nutzte einfach alles, was seinen Patienten half und war in jeder Hinsicht ein Andersdenker seiner Zeit, der wenig auf Lehrmeinungen und Traditionen in Psychotherapie und Medizin gab. Vielleicht ist gerade sein so genannter Utilisationsansatz (utilisieren = nutzen) einer der wichtigsten Beiträge zur Psychotherapie. Dabei werden alle Eigenarten und Reaktionen des Klienten kreativ für hilfreiche Tranceprozesse genutzt (utilisiert). 

Erickson betonte immer wieder, dass es in der Hypnose um Lernen gehe. Das bedeutet zunächst einmal zu lernen, in Trance zu gehen, lernen in Kontakt mit den eigenen unbewussten Ressourcen und Möglichkeiten zu kommen und zu lernen, die Spanne seiner Ansichten und Glaubenssätze zu erweitern.


Nach Ericksons Auffassung gibt es keinen schlechten Patienten, sondern nur schlechte Therapeuten. (Wenn du es nicht schaffst, den Patienten dort "abzuholen", wo er ist und wie er ist, so ist das dein Unvermögen, nicht seines!) Außerdem besaß er eine enorme Menschenkenntnis und eine Beobachtungsgabe, die ihresgleichen sucht! Ericksons Ansatz für den er besonders bekannt wurde, unterscheidet sich ganz grundsätzlich von den bis dahin bekannten und praktizierten Methoden der Hypnose. Die frühere Hypnose arbeitete sehr autoritär. Zum Beispiel: „Du schließt jetzt deine Augen... du atmest tief ein und aus... dein Arm wird nun ganz schwer...“ und so weiter. Es lässt sich leicht denken, dass es viele Menschen gibt, die bei dieser Methode in Widerstand gehen und sich gar nichts sagen lassen. – Da funktioniert das halt nicht. Erickson entwickelte eine Methode, die viel feinfühliger und subtiler war. Er würde einen Klienten zum Beispiel mit folgenden Sätzen in die Trance führen: „Nun, während du hier sitzt, mich anschaust und meine Stimme hörst, kannst du beginnen, dich immer mehr zu entspannen, weil du weißt, wie gut das tut...“ Dem Klienten wird hierbei alle Freiheit gelassen zu tun was der Therapeut ihm vorschlägt, oder auch nicht. Diese Methode wird permissive (erlaubende) Suggestion genannt und ist kennzeichnend für die Erickson’sche Hypnosearbeit. Vielen ist ausschließlich dieser permissive indirekte Ansatz Ericksons bekannt. Dabei wird oft vergessen, dass Erickson neben dieser Art zu arbeiten auch sehr direkt und autoritär sein konnte. Er nutzte einfach alles, was seinen Patienten nutzte und war in jeder Hinsicht ein Andersdenker seiner Zeit, der wenig auf Lehrmeinungen und Traditionen in der Psychotherapie gab.

Auf ihn geht auch die sogenannte Ordeal-Therapie (ordeal = Feuerprobe, Prüfung, Tortur) zurück, bei der er den Klienten ganz spezifische Aufgaben gab, die oft in vieler Hinsicht eine echte Herausforderung für die Betroffenen waren. Ja, im Gegensatz zur viele Jahre seiner Zeit vorherrschenden psychodynamischen Ansätzen, war Erickson geradezu verrufen für seine direkten und direktiven Ansätze!

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Die Ansätze des Milton H. Erickson

Als ericksonsche Hypnose oder Hypnotherapie bezeichnet man Verfahren der Trancearbeit, bei der Ansätze verwendet werden, die auf den amerikanischen Psychiater Dr. Milton H. Erickson zurückgehen. Er war ein großer Neuerer in der Psychotherapie und besonders der Hypnose. Erickson selbst h ́t formell nie so etwas wie ericksonsche Hypnotherapie oder ein sonstiges Verfahren begründet. Er hat es nie so genannt. Es waren erst seine Nachfolger, die den Begriff prägten. So etwas wie ericksonsche Therapie/Hypnotherapie gibt es eigentlich gar nicht. Was man darunter versteht, ist eher eine Summe von speziellen Haltungen und Ansätzen in der Therapie, wie Erickson sie vertrat. Diese Ansätze sind äußerst vielfältig und haben sich im Laufe von Ericksons jahrzehntelangem Wirken immer wieder verändert und weiterentwickelt. Außerdem hat jeder Therapeut, der sich auf die Tradition Ericksons beruft, wieder seine eigene Weise diese Arbeit zu interpretieren und zu modifizieren.

Was ericksonsche Ansätze insbesondere auszeichnet, ist eine ausgeprägte Haltung der Wertschätzung den betroffenen Menschen gegenüber, eine Haltung der Kooperation zwischen Therapeuten und Klienten/Patienten und die Einbeziehung systemischer Aspekte. Unter systemischen Aspekten versteht man die Tatsache, dass ein Mensch nicht völlig isoliert für sich lebt, sondern immer auf unterschiedlichste Weise in verschiedene Systeme (Familie, Arbeit, Freunde usw.) eingebunden ist. Dadurch werden wichtige Interaktionen wirksam, die ein Krankheitssymptom auf körperlicher wie auf seelischer Ebene beeinflussen. Auch das "innere" System des Klienten wird berücksichtigt, seine unterschiedlichen "Seiten", Anteile und inneren Haltungen, die oft im Konflikt miteinander stehen.

Hinsichtlich seines Verständnisses von Hypnose und deren Anwendung wurde Milton Erickson besonders durch seine indirekten und permissiven (erlaubenden) Ansätze bekannt. Sie unterschieden sich sehr von den bis dahin ausschließlich praktizierten direkten und autoritären Methoden. Durch diese Ansätze wird der individuelle Prozess des Einzelnen auf besondere Weise gewürdigt und wertgeschätzt. Alle Eigenarten des Klienten oder Patienten sind willkommen und ausdrücklich eingeladen und werden ihrerseits sinnbringend dafür genutzt (Utilisationsprinzip), dass der Klient die gewünschten Veränderungen und Heilungen erreicht. Etikettierungen von Reaktionen und Erlebnisweisen, wie wir sie aus den Freudschen, psychoanalytischen Ansätzen in Form von Widerstand und sonstigen, so genannten, Abwehrmechanismen kennen, machen dann keinen Sinn mehr. Sie bekommen im ericksonschen Ansatz die Bedeutung als willkommene Botschaften über wichtige Bedürfnisse, die es anzuerkennen, willkommen zu heißen und auf wertschätzende Weise zu nutzen gilt.


Anders als bei traditionellen Hypnoseverfahren wird bei den ericksonschen Ansätzen niemandem etwas (auf plumpe Weise) ein- oder ausgeredet, sondern in Kooperation mit dem Klienten in kreativer Kommunikation mit dem Unbewussten nach den bestmöglichen Lösungen gesucht. In der ericksonschen Hypnotherapie geht es immer wieder um das ganz konkrete Erleben von Veränderungen und Ressourcen (Kraftquellen und Fähigkeiten) durch gezielte Fokussierung von Aufmerksamkeit. Suggestionen werden zu Einladungen und Vorschlägen an den Klienten, die das Ziel haben, die Aufmerksamkeit (und damit das Erleben) in Richtung hilfreicher Prozesse und Lösungen zu orientieren.

Die traditionellen Ansätze setzten voraus und implizieren, dass die Lösung für das Problem von außen kommen muss (was nicht nur sehr fraglich, sondern auch wenig hilfreich für eine positive eigenständige Selbstorganisation und Heilung ist). Die Folge ist oft eine hierarchische Abhängigkeitsbeziehung, die die Gefahr in sich birgt, beim Klienten das Gefühl von Abhängigkeit und ein Selbstbild der Inkompetenz zu fördern. Unbewusst wird das schnell als massive Abwertung erlebt. Die Beziehungsgestaltung gewinnt (wie Gunther Schmidt das gerne nennt) feudalistische Züge, mit dem armen und unfähigen Klienten/Patienten unten und dem allmächtigen Therapeuten/Berater oben. In jedem Fall hat es enorme Konsequenzen für den Klienten, der sich auf solch eine Beziehungsgestaltung einlässt. Daran ändert auch das häufig geäußerte Argument nichts, manche Klienten/Patienten wollten es aber doch so und verlangten geradezu nach der mächtigen helfenden Instanz. – Im Gegenteil.

Die ericksonschen Ansätze folgen der so genannten Potentialhypothese. Dabei geht man davon aus, dass jeder Mensch all die Fähigkeiten für gewünschte Veränderungen besitzt, dass er nur oft die Verbindung und den Zugang dazu verloren hat. Es gilt also gar nichts wirklich Neues zu finden, sondern das, was bereits vorhanden ist, zu nutzen und auszubauen. Veränderungen stellen sich von selbst ein, sobald die Hindernisse für den Zugang zu vorhandenen Fähigkeiten beseitigt sind.


Wichtige Stichworte zu den Ansätzen von Milton Erickson

Wichtige Stichworte zu ericksonschen (hypnotherapeutischen/psychotherapeutischen) Ansätzen sind

    •    

    •    Haltung der Wertschätzung

    •    Kooperationsprinzip

    •    Utilisationsprinzip

        Wertschätzung

        Akzeptanz

        Positive Bedeutungsgebung o Positive Nutzung

    •    

    •    Potentialhypothese
Betonung des Positiven und Vorhandenen

    •    Unbewusstes (Unterbewusstsein) als hilfreiche, nützliche Metapher für Ressourcen und Fähigkeiten

    •    Erwartung einer positiven Veränderung

    •    Systemische Betrachtungsweise anstelle von isoliert-individueller (mono- und linearcausaler) Betrachtung

    •    

Kennzeichen der Ericksonschen Methoden

    •    Ergänzung von direkten Suggestionen durch indirekte und permissive Einladungen

    •    Ressourcen entdecken und (mit allen Sinnen) erlebbar machen

    •    Verwendung von Anekdoten und Geschichten

    •    Arbeit mit inneren Bildern und Metaphern

    •    Begleitung im täglichen Leben

    •    Verwendung von (teilweise extrem herausfordernden ) Aufgaben für das tägliche Leben (Ordeal-Technik)



Vergleich Hypnotherapie mit Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie

In der Psychoanalyse versucht man (Trieb-) Konflikte aus der Kindheit bewusst zu machen, die man für krankheitsverursachend hält, verdrängte Erfahrungen ins Bewusstsein zu bringen, um sie aufzuheben und Verzerrungen, die durch so genannte Übertragungen entstehen, bewusst zu machen. Es geht immer um Einblicke in das Unbewusste, die man zu erlangen sucht. Dabei ist der Begriff Unbewusstes im Wesentlichen negativ besetzt.

Die Sicht ist sehr Defizit orientiert: Dem Patienten fehlt irgendetwas in seiner Vergangenheit, in seiner Entwicklung, oft mit so großen Störungen zu Beginn seines Lebens, dass es in vielen Fällen als äußerst schwierig, ja sogar unmöglich erscheint, eine gewünschte Veränderung zu bewirken.

Da Überzeugungen Realität schaffen, erleben sich Patienten, die im Rahmen einer solchen Denkweise etikettiert werden, verständlicher Weise sehr schnell selbst als defizitär, als krank, schwerer/hoffnungsloser Fall und unheilbar. – Wie wir wissen eine Haltung, die positiven Veränderungen erheblich entgegensteht.

Die Verhaltenstherapie beschäftigt sich mit den negativen Folgen alter Konditionierungen (Verhaltensmuster). Jedes Verhalten wird als konditioniert und konditionierbar betrachtet. Ihr Ziel ist die Veränderung eines als nicht erwünscht erlebten Verhaltens, indem die ursächlichen Muster bewusst gemacht und neues Verhalten trainiert wird.

Sowohl für die Tiefenpsychologie als auch für die Verhaltenstherapie steht das Individuum im Mittelpunkt der Betrachtung und der Blick ist stark in die Vergangenheit, auf mögliche Ursachen gerichtet. Dabei ist die Definition dessen, worin Ursachen für eine psychische Erkrankung/unerwünschtes Verhalten bestehen völlig unterschiedlich. In der Psychoanalyse sieht man sie in Trieb- und Triebabwehrkonflikten, die ins Unbewusste verdrängt wurden, während die Verhaltenstherapie alte Konditionierungen verantwortlich macht.

In beiden Ansätzen ist das bewusste Verstehen sehr wichtig, besonders das Verstehen über Ursachen in der Vergangenheit. Unbewusstes soll ins Bewusstsein gebracht werden. Das entspricht sehr unserer immer noch sehr rationalistischen Zeit, mit ihrer Überbetonung des Verstandes und Intellekts, verbunden mit einer Abwertung des Emotionalen und Intuitiven. Leider ist es eine verbreitete Erfahrung, dass das Verstehen und Wissen in diesem Zusammenhang nur selten ein Garant für positive Veränderung ist. Wie viele Patienten wissen nach einigen Jahren "alles" über die Zusammenhänge ihres Problems ohne dass sich etwas ändert, manchmal sogar verschlimmert!

Im Unterschied zu sowohl tiefenpsychologischen/psychoanalytischen als auch verhaltenstherapeutischen Ansätzen liegt der Fokus ericksonscher Verfahren nicht zwangsläufig auf der Vergangenheit und möglichen Ursachen, sondern ist sehr stark in der Gegenwart verankert und auf die Zukunft (zielorientiert) und bereits vorhandene Fähigkeiten und Möglichkeiten gerichtet. Die Vergangenheit spielt nur dann (und in sofern) eine Rolle, wenn es tatsächlich sinnvoll und notwendig ist, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen. Erickson konnte immer wieder nachweisen, dass es eine irrige Vorannahme ist, man könne ein Verhalten nur dauerhaft positiv ändern, wenn man die Ursachen untersucht und versteht. Ihm ging es nie darum, dass seine Patienten verstanden, welche Beziehungen es zu ihrer Vergangenheit gab oder zu verstehen, warum sie so waren, dieses Problem hatten oder sich so und so verhielten. Er verband sie wieder mit ihren eigentlichen Fähigkeiten, zu denen sie den Zugang verloren hatten.

Es scheint so zu sein, dass manche Dinge aus der Vergangenheit lieber ruhen wollen und dürfen, anstatt immer wieder alte Wunden aufzureißen. Metaphorisch ausgedrückt: Wenn ein Beinbruch gut verheilt ist, mag der Muskel noch zu trainieren sein, der atrophiert war, aber es macht wenig Sinn, immer wieder das Bein aufzuschneiden, um nachzusehen wie es darin aussieht oder sogar noch einmal zu brechen.

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