Pendel, Einhand- und Wünschelrute - esoterische Spinnerei oder wissenschaftlich seriöse Hilfsmittel?

Anmerkung vorab

Die Begriffe Biotensor, Ökotensor, und wie es scheint auch Tensor sind zwar seit Jahren gängige Bezeichnungen im Rahmen der Naturheilkunde und Radiästhesie, sind aber geschützte Marken (Dr. Oberbach, Bioplasma). Daher wird in diesem Artikel das Wort Einhandrute anstelle von Tensor, Biotensor oder Ökotensor verwendet.


Gehören Sie auch zu denjenigen, für die Pendel, Wünschelrute und Ähnliches ins Reich der esoterischen Spinnerei gehören und das Hobby abgedrehter Freunde des Paranormalen sind?


Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich vor vielen Jahren bei diesem Thema genauso ungläubig den Kopf geschüttelt habe, wie Sie vielleicht. Skepsis ist in diesen Dingen immer angebracht und wenn man sich nicht näher damit auskennt, sind Missverständnisse und Vorurteile leicht verständlich. Aber ist es wirklich berechtigt, die Arbeit mit einem Pendel oder ähnlichen Hilfsmitteln einfach so gleichzusetzen mit Seancen, Tischerücken und Poltergeistern? Also mit irgendwelchen so genannten übernatürlichen Phänomenen? Bevor ich die Frage beantworte, eines vorweg: Für mich gibt es keine übernatürlichen Phänomene. Es gibt lediglich Dinge, die wir uns mit den Mitteln und dem Stand der derzeitigen Wissenschaft noch nicht erklären können. Auch Sie kennen zahlreiche Beispiele dafür, wie Dinge, die heute für jeden Menschen unserer modernen Welt vollkommen normal und natürlich sind, vor noch gar nicht so langer Zeit ins Reich der Fantasie, der Spinnerei oder Hexerei abgetan wurden, ja sogar mit Folter und Tod bedroht waren, ist es nicht so?


Aber zurück zu Pendel und Co. Die Wahrheit ist, dass sich auch viele Anhänger von Pendel, Wünschelrute, Einhandrute oder wie diese Geräte alle heißen, oft nicht darüber im Klaren sind, warum das Ganze funktioniert - oder auch nicht funktioniert. Was ich Ihnen hier darstellen möchte, ist die wissenschaftliche Erklärung, wie wir sie zum Beispiel in der therapeutischen Hypnose benutzen.

Ideodynamik in der Hypnotherapie (therapeutische Hypnose)

In der modernen Hypnotherapie geht es ganz wesentlich um so genannte ideodynamische Prozesse. Das sind Prozesse, die unwillkürlich, das heißt jenseits des bewussten Verstandes und Denkens stattfinden und vom Unbewussten gesteuert werden. Auf diese Weise können zum Beispiel vergessene Ursachen für psychische Probleme spontan und unwillkürlich in einer hypnotischen Trance auftauchen, wieder erlebt und in der Folge geheilt werden. Das dies sehr effektiv und mit großem Erfolg geschehen kann, liegt daran, dass in dem Teil in uns, den wir das Unbewusste oder Unterbewusstsein nennen, alle Erfahrungen und Erinnerungen unseres Lebens gespeichert sind und dieser Teil offensichtlich in der Lage ist, diese Erfahrungen sehr wirkungsvoll für neue Lösungen zu nutzen. Wir alle haben bereits Erfahrungen gemacht, dass unser Körper seine eigene Weisheit besitzt, nur haben wir es oft verlernt, auf seine Stimme zu hören und seinen weisen Einladungen und Hinweisen zu folgen, ist es nicht so? Genauso wie Tiere haben wir ursprünglich die Fähigkeit, ganz natürlich zu wissen, welche Nahrung uns förderlich ist und was uns vergiftet. Nur wer von uns könnte behaupten, dass er in der Lage sei, diese Fähigkeit tatsächlich in vollem Umfang zu nutzen? Zu weit haben uns Jahrhunderte und Jahrtausende eines mehr und mehr von der Natur entfremdeten Lebens davon entfernt und entfremdet. Aber tief in unserem Inneren schlummert immer noch diese tiefe Weisheit, die über das, was der bewusste Verstand ersinnen kann, weit hinausgeht. Es ist dieses Wissen, dass man sich bei der Verwendung eines Pendels oder einer Wünschelrute zunutze macht.


Zu den ideodynamischen Prozessen in der Hypnotherapie gehören unter anderem die ideomotorischen Signale. Das sind unwillkürliche Bewegungen des Körpers, wie wir sie alle aus dem Alltag kennen: Ein zustimmendes Nicken oder Kopfschütteln, das Verziehen des Gesichts oder ein Lächeln und manches andere. Wir alle wissen, dass man ganz bewusst und willkürlich zur Zustimmung mit dem Kopf nicken kann, aber meistens geschieht dies ohne dass wir überhaupt daran denken - eben unwillkürlich, eine tiefe Reaktion des Organismus! Wussten Sie, dass mindestens 80 Prozent unserer Kommunikation auf nonverbalen Botschaften beruhen?


In der klinischen Hypnose nutzen wir dieses Phänomen manchmal, um eine Kommunikation mit den unbewussten Teilen in uns zu etablieren. Das geschieht so, dass wir in einer hypnotischen Trance mit diesen Teilen ein (unwillkürliches) Signal jeweils für JA und NEIN vereinbaren. Das könnte zum Beispiel ein Nicken des Kopfes für JA und ein Schütteln des Kopfes für NEIN sein. Sehr beliebt sind auch ebensolche Signale durch Bewegungen des einen oder anderen Fingers. Auf diese Weise lassen sich zum Beispiel Ursachen für körperliche und seelische Störungen erfragen, verleugnete oder unbewusste Bedürfnisse offen legen und Lösungen für die Zukunft finden. Es ist genau dieses Prinzip, das sich auch die Kinesiologie beim Muskeltest zunutze macht. All das hat rein gar nichts mit übernatürlichen oder übersinnlichen Dingen zu tun. Der Arzt Dr. Dietrich Klinghardt ist einer derjenigen, die dies vielfach auf wissenschaftlicher Basis für den medizinischen und psychotherapeutischen Bereich erforscht und dargelegt hat.

Was hat die Hypnotherapie mit Pendel und Wünschelrute zu tun?

Nun zurück zu Pendel und Verwandten. Alles was wir mit solchen Werkzeugen erreichen können ist es, minimalste ideomotorische Muskelbewegungen als Reaktionen und Botschaften unseres Körpers sichtbar zu machen. Das Pendel gerät ins Schwingen, weil winzige Muskelbewegungen in den Fingern, in der Hand und im Arm dies bewirken. Es wirkt über die Hebelwirkung als Verstärker sehr viel feinerer körperlicher Reaktionen und kann daher genauso – auf oft viel leichtere Art und Weise – zu Informationen aus dem „Körper-Geist“ verhelfen. Das Pendel selbst weiß gar nichts, ebenso wenig wie die Wünschelrute! Es ist die Weisheit und Empfindsamkeit des Menschen der diese Dinge benutzt, die zu Ergebnissen führt. Das erklärt auch, warum nicht jeder Mensch gleich gut zum Pendeln und als Rutengänger geeignet ist. Wir alle sind unterschiedlich sensibel für die feinen Schwingungen und Einflüsse unserer Welt und unterschiedlich offen dafür, diese auf möglichst neutrale Weise nach außen zu bringen.


Ich weiß, dass auch an dieser Stelle manch einer der Leserinnen und Leser weiter skeptisch bleibt, weil auch das, was ich ausgeführt habe, für viele Menschen sehr abenteuerlich klingt, wenn man sich noch nicht eingehender damit beschäftigt hat. Lassen Sie mich Ihnen daher noch eine kleine Geschichte über den amerikanischen Arzt und Psychiater Milton Erickson erzählen - vielleicht der wichtigste Pionier und Neuerer in der modernen klinischen Hypnose.

Der Psychiater Milton H. Erickson und die Sensitivität des Menschen

Erickson war selbst ein Mensch, der alles Paranormale und so genannte Übersinnliche vollkommen verneinte. Und er liebte es, wenn Gelegenheit dazu bestand, die Natürlichkeit mancher Vorkommnisse zu demonstrieren und zu beweisen, die für übersinnlich gehalten wurden. Dazu muss erwähnt werden, dass Erickson eine ganz außergewöhnliche Beobachtungsgabe und Sensibilität für winzigste Hinweise besaß. In einem Beispiel demonstrierte er, dass er Dinge, die jemand in der Universität versteckt hatte, finden konnte, einfach indem er mit demjenigen am Arm durch die Flure und Räume ging. Mit sicherem Gespür führte Erickson die verblüfften Anwesenden zu den versteckten Gegenständen. Wie er das gemacht hat, fragen Sie sich? Winzige Veränderungen im Verhalten der Person, die er am Arm hielt und kleinste Veränderungen in der Muskelspannung des Armes gaben ihm die wichtigen Hinweise. Das ist wie ein Topfschlagen auf viel sensiblerer Ebene.

Möglichkeiten und Grenzen

Was aber kann man mit dem Pendel oder der Einhandrute herausfinden?


Zunächst einmal: Es wird Ihnen nichts über die richtigen Lottozahlen oder die richtige Zahl im Roulette oder Ähnliches mitteilen. Auch ob Sie mit diesem oder jenen Partner auf die Dauer glücklicher sind, in dieser oder jener Firma besser aufgehoben sind, werden Sie nicht verlässlich erfahren können. Allenfalls wären zu letzteren Dingen Aussagen zu Ihrem derzeitigen unbewussten persönlichen Zu- oder Abneigungen möglich. Pendeln ist kein Zaubern und da sind auch keine höheren Mächte oder Wesenheiten für nötig, soviel haben Sie inzwischen verstanden, oder? Es erlaubt keine langfristigen Zukunftsprognosen und wirkt bei jedem Egotrip oder dem Versuch, sein Leben damit zu kontrollieren und jede Kleinigkeit damit abzusichern, eher kontraproduktiv. Was die Zukunft anbelangt, so kennt das Unbewusste vielleicht die nächsten, näher gelegenen Schritte in unserem Leben, aber nicht den gesamten Lebensplan (wobei es für mich zusätzlich fraglich ist, ob und in wie weit der tatsächlich in irgendeiner Form festgelegt ist).


Dass man mit einer Wünschelrute (das geht auch mit Pendel und Einhandrute) Wasseradern für einen Brunnen aufspüren kann, haben Sie sicher bereits gehört, vielleicht sogar bereits erlebt. Das Gleiche gilt für Erdstrahlen, verschiedene Arten von Magnetismus und Energie. Nun haben Sie die einfache Erklärung dafür, wie das funktioniert: Der sensible menschliche Körper spürt die Schwingungen, die Energie der Wasserader oder um was es gerade geht und ermöglicht diesen über das angewendete Hilfsmittel sichtbar zu werden.


Wozu wir ideomotorische Signale des Körpers in der Hypnotherapie benutzen können, habe ich beispielhaft bereits dargelegt: zum Beispiel das Erforschen von Ursachen und Zusammenhängen für aktuelle Beschwerden.


Beliebt ist bei vielen Anwendern auch das Austesten von Bachblüten, Homöopathischen und anderen Arzneimitteln sowie Unverträglichkeiten von Lebensmitteln und sonstigen Dingen, denen wir im Leben ausgesetzt sind.

Pendeln, Wünschelrute und Objektivität

Zu diesem Thema möchte ich noch eine weitere Anmerkung machen, da das oft diskutiert wird: Objektives Pendeln ist nicht wirklich möglich, auch wenn passionierte ebenso wie versierte Vertreter dieses Feldes manchmal gern so etwas behaupten und zu beweisen versuchen. Das ergibt sich bereits dadurch, dass es immer ein Mensch ist, der das Pendel (oder auch die Wünschelrute) hält und bedienen muss. Ein irgendwo an einen Haken gehängtes Pendel wird unsere Fragen nicht beantworten. Wir haben gesehen, dass es um Reaktionen und Empfänglichkeiten (Fühligkeit) des jeweiligen Menschen geht. Und wo Menschen im Spiel sind, gibt es keine wirkliche Objektivität (auch wenn viele Menschen immer noch in dieser Illusion leben). Zum Glück spielt das im therapeutischen Kontext meistens keine Rolle. Dort arbeiten wir mit dem, was uns der Klient oder Patient bietet und können darauf vertrauen, dass, wenn wir Ergebnisse in eine bestimmte Richtung bekommen, dies etwas Wichtiges mit diesem Menschen zu tun hat und können sehr wirkungsvoll damit arbeiten - völlig unabhängig von objektiver Wahrheit.


Und darüber hinaus? Das Schwierigste beim Pendeln und der Arbeit mit den verschiedenen Arten von Ruten (ebenso wie beim kinesiologische Muskeltest) ist die möglichst neutrale Haltung sowohl des Therapeuten als auch des Klienten/Praktizierenden selbst. Schnell stolpern wir über unsere eigenen Vorstellungen, Vorannahmen, Glaubenssätze und Wünsche, die dann ihren Einfluss auf das Ergebnis haben. Das ist auch ein großer Vorteil der hypnotischen Trance, dass das bewusste kritische Denken und Beurteilen weitgehend umgangen wird und wir einen besseren Zugang zu den erwähnten, wirklich unwillkürlichen, Prozessen bekommen.

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